Im agilen Projektmanagement gibt es viele Tools und Methoden, die den Teams helfen, effizient zu arbeiten und ihre Fortschritte zu messen. Eine der wichtigsten und zugleich mysteriösesten Methoden ist die Schätzung von Story Points. In diesem Artikel werden wir genau erklären, was Story Points sind, wie sie funktionieren und warum sie für ein erfolgreiches agiles Team unerlässlich sind.
24.4.2025
Story Points sind eine Maßeinheit, die im agilen Projektmanagement verwendet wird, um den Aufwand oder die Komplexität einer User Story zu schätzen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zeiteinheiten wie Stunden oder Tagen, messen Story Points die relative Komplexität oder den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe. Dies hat den Vorteil, dass Teams sich auf die tatsächliche Arbeit konzentrieren, anstatt unrealistischen Zeitrahmen nachzujagen.
Aber warum werden Story Points verwendet, wenn doch Zeitabschätzungen intuitiver erscheinen? Der Grund ist einfach: Story Points ermöglichen eine flexiblere und realistischere Einschätzung des Arbeitsaufwands. Während Zeitschätzungen häufig von äußeren Faktoren beeinflusst werden und schnell zu Fehleinschätzungenführen können, berücksichtigen Story Points auch die Unsicherheiten und Komplexitäten einer Aufgabe.
Die Grundidee hinter Story Points ist es, die relative Größe einer User Story zu bewerten. Statt zu sagen, dass eine Aufgabe „10 Stunden“ dauert, schätzt das Team die Aufgabe relativ zu anderen User Stories. Ein typisches Schätzverfahren in agilen Teams ist die Fibonacci-Reihe, bei der die Schätzungen in einer Reihe von Zahlen erfolgen: 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21 und so weiter.
Warum Fibonacci? Die Idee dahinter ist, dass der Unterschied zwischen höheren Zahlen exponentiell wächst, was die zunehmende Unsicherheit und Komplexität widerspiegelt, je größer die Aufgabe wird. Eine Story mit 1 Punkt ist also relativ einfach und schnell erledigt, während eine mit 13 Punkten eine größere, komplexere Aufgabe darstellt.
Der eigentliche Schätzprozess kann zum Beispiel mit einer Technik namens „Planning Poker“ durchgeführt werden. Dabei gibt jedes Teammitglied seine Schätzung ab, indem es eine Karte mit einer Zahl aus der Fibonacci-Reihe zeigt. Wenn sich die Schätzungen stark unterscheiden, wird über die Gründe diskutiert, und das Team versucht, zu einer gemeinsamen Einschätzung zu kommen.
Stellen wir uns vor, ein Team hat folgende User Stories zu schätzen:
Die erste Aufgabe könnte mit 3 Story Points bewertet werden, da sie vergleichsweise einfach ist. Die zweite könnte 5Punkte erhalten, weil Fehlerbehebungen oft unvorhersehbare Probleme mit sich bringen. Eine dritte Aufgabe könnte 8 Punkte bekommen, weil sie komplexe Design- und Entwicklungsaufgaben umfasst.
Die Verwendung von Story Points hat mehrere Vorteile im agilen Projektmanagement. Einer der größten Vorteile ist die Flexibilität. Während Zeitschätzungen stark von äußeren Faktoren wie den Fähigkeiten der Entwickler oder unvorhergesehenen Problemen abhängen, helfen Story Points, eine objektivere Einschätzung der Arbeitsbelastung zu erzielen.
Ein weiterer Vorteil von Story Points ist, dass sie den Teams helfen, ihre „Velocity“ zu messen. Die Velocity ist die Menge an Arbeit, die ein Team in einem Sprint erledigen kann, gemessen in Story Points. Diese Kennzahl hilft nicht nur dabei, zukünftige Sprints besser zu planen, sondern auch dabei, den Fortschritt eines Projekts langfristig zu überwachen.
Story Points fördern zudem die Zusammenarbeit im Team. Da die Schätzungen gemeinsam erarbeitet werden, wird jedes Teammitglied in den Planungsprozess einbezogen, was zu einer besseren Kommunikation und einem tieferen Verständnis der Aufgaben führt. Dies stärkt das Teamgefühl und fördert die Zusammenarbeit.
Die Schätzung von Story Points ist kein Solo-Prozess. Vielmehr ist es eine Teamaufgabe, die auf Zusammenarbeit und Konsensbildung setzt. Jedes Teammitglied bringt seine eigenen Perspektiven und Erfahrungen ein, was zu einer detaillierteren und präziseren Einschätzung führt.
Ein wichtiger Aspekt bei der Schätzung von Story Points ist die Diskussion. Wenn es große Unterschiede in den Schätzungen gibt, wird das Team aufgefordert, die Gründe zu erklären. Dies fördert nicht nur die Kommunikation, sondern sorgt auch dafür, dass jeder im Team die Aufgabe und die damit verbundenen Herausforderungen versteht. Dadurch wird sichergestellt, dass alle auf dergleichen Seite stehen.
Diese kollaborative Schätzung stärkt auch das Vertrauen innerhalb des Teams. Wenn alle Mitglieder an der Schätzung beteiligt sind und die Entscheidungen gemeinsam getroffen werden, wird das Gefühl der Verantwortung und des Engagements erhöht.
Es gibt mehrere Missverständnisse und Fehler, die Teams bei der Arbeit mit Story Pointsmachen können. Der häufigste Fehler ist, Story Points mit Zeit zu verwechseln. Story Points messen die Komplexität und den Aufwand einer Aufgabe, nicht jedoch die Zeit, die benötigt wird, um sie zu erledigen. Diese Unterscheidung ist entscheidend, um falsche Erwartungen zu vermeiden.
Ein weiteres Missverständnis ist, dass Story Points von Sprint zu Sprint konstant bleiben sollten. In Wirklichkeit kann die gleiche User Story in verschiedenen Sprints unterschiedliche Story Points haben, abhängig von den Fähigkeiten des Teams, der Erfahrung und den verfügbaren Ressourcen. Es ist wichtig, dass Teams regelmäßig ihre Schätzungen überprüfen und anpassen, um genauere Prognosen zuliefern.
Ein häufiger Fehler ist es, Story Points zu „linearisieren“. Das bedeutet, dass Teams dazu tendieren, die Schätzungen in gleichmäßigen Zeitabständen vorzunehmen (z. B. 1, 2, 3, 4, 5). Dies widerspricht jedoch der Natur der Fibonacci-Reihe, die den exponentiellen Anstieg der Komplexität besser widerspiegelt.
Damit Story Points effektiv eingesetzt werden können, sollten Teams einige bewährte Praktiken beachten:
Eine häufige Frage, die sich Unternehmen stellen, lautet: „Sollten wir Story Points in unserem agilen Arbeitsprozess einführen?“ Die Antwort darauf ist nicht immer eindeutig, da sie von mehreren Faktoren abhängt, einschließlich der Größe des Unternehmens, der Komplexität der Projekte und der bestehenden Arbeitskultur.
Für viele Unternehmen, die mit agilen Methoden arbeiten, sind Story Points ein unverzichtbares Werkzeug. Sie bieten eine präzise, aber flexible Möglichkeit, den Aufwand einer Aufgabe zu schätzen, und fördern eine bessere Teamzusammenarbeit und Kommunikation. Insbesondere für Teams, die regelmäßig mit komplexen Aufgaben und Unsicherheiten arbeiten, bieten Story Points einen klaren Vorteil. Sie helfen nicht nur bei der Planung, sondern auch dabei, die Velocity des Teams zu messen und langfristig zu verbessern.
Die Einführung von Story Points kann auch helfen, die Transparenz zu erhöhen. Wenn alle Teammitglieder dieselbe Methode verwenden, um Aufgaben zu schätzen, wird der gesamte Arbeitsaufwand klarer nachvollziehbar. Auch für Stakeholder im Unternehmen wird es einfacher, den Fortschritt eines Projekts zu verstehen, wenn sie sehen, wie viele Story Points in einem Sprint erledigt wurden und wie viel Arbeit noch vor einem Team liegt.
Nicht jedes Unternehmen muss zwangsläufig Story Points einführen. Besonders kleinere Unternehmen oder Teams, die mit weniger komplexen Projekten arbeiten oder eine klare Vorstellung vom Zeitaufwand haben, könnten feststellen, dass Story Points unnötig kompliziert sind. Wenn die Aufgaben relativ standardisiert und die Schätzungen einfach sind, kann eine detaillierte Aufschlüsselung in Story Points den Arbeitsaufwand nur unnötig erhöhen.
Auch in sehr dynamischen oder schnelllebigen Umfeldern, in denen sich die Anforderungen ständig ändern, können Story Points zu einem zusätzlichen bürokratischen Aufwand werden, ohne einen echten Mehrwert zu bieten. In solchen Fällen könnte eine flexiblere Methode, wie z. B. das Schätzen mit einfachen Kategorien wie „klein“, „mittel“und „groß“, ebenfalls ausreichen.
Du möchtest mehr über Agilität erfahren? Dann schau mal bei uns vorbei: Hier klicken
Wir bieten Trainings & Workshops in Bereichen wie OKR, Scrum, LEGO® SERIOUS PLAY® und New Leadership an.
Du hast Fragen zu den Trainings oder eine In-house Anfrage?
Melde dich einfach hier: hello@helloagile.de
24.4.2025