In dieser Podcastfolge diskutiert David mit Kerstin Hochmüller, CEO der Marantec Gruppe, die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Mittelständlern und Start-Ups, um Kompetenzen zu bündeln und innovative, nachhaltige Konzepte zu entwickeln.
1.8.2024
Ob Digitalisierungsstrategie oder Fertigungsexpertise: Mittelständische Unternehmen haben es heutzutage nicht leicht. Jeder ist für sich allein unterwegs – und kämpft allein. Macht so etwas heute noch Sinn? Wohl kaum. In meiner neusten Podcast Folge gehe ich deshalb vor allem einer Frage nach: Wo können wir beim neuen Wirtschaften zukünftig Dinge gemeinsam tun? Und welche Vorteile bringt uns das?
„Wir müssen uns im Mittelstand komplett anders aufstellen und unsere Stärken zusammenbringen“, so das Credo meiner Interviewpartnerin Kerstin Hochmüller, CEO der internationalen Marantec Gruppe, die Antriebs- und Steuerungssysteme für Tore im B2B und B2C Bereich entwickelt und vertreibt. Kerstin weiß aus Erfahrung, dass mittelständischen Unternehmen heute vielfach Kompetenzen fehlen, die Start-Ups ganz selbstverständlich mitbringen.
Wie löst man das Dilemma? Eine Möglichkeit ist, dass sich Mittelständler und Start Ups in Zukunft verbünden. Die Community „New Mittelstand“ tut genau das. Kerstin hat sie als Co Gründerin mitaufgebaut und ist überzeugt, dass Co Creation ein mächtiges Werkzeug ist, mit dem sich auch große, klassische Mittelständler erfolgreich vom Industrie- zum Digitalunternehmen transformieren können.
Bei Co Creation geht es darum, digitale und nachhaltige Konzepte aufzubauen, die in der Gemeinschaft ökonomisch mehr Sinn machen: „Wir müssen verstärkt über gemeinsame Produktion nachdenken“, so Kerstins Idee: „Viele Produkte sind gleich gebaut. Es wäre effizient, wenn wir diese Standards gemeinsam produzieren. Das bringt Vorteile mit Blick auf Kosten und Schnelligkeit.“
Ohne Frage: Wenn wir Fertigungsprozesse bündeln, sparen wir Manpower und Energie ein. Kerstins Vorschlag geht so weit, dass Unternehmen sich mit ihren Kernkompetenzen sogar bei Wettbewerbern einbringen könnten. Das erscheint zunächst abwegig. Doch: „Wir leben in einer Welt, wo wir das, was wir lernen, schnell teilen sollten, damit wir uns alle verändern können“, begründet sie.
Kerstins Vision dahinter teile ich durchweg: Mehr Zufriedenheit, Erfolg und Wohlstand durch Demokratie. Klar, dass wir hierarchische Strukturen im Unternehmen dafür erst einmal ablegen müssen. „Den Ansatz, dass wenige Personen für alles verantwortlich sind, müssen wir durchbrechen“, erklärt Kerstin mir mit Nachdruck und betont: „Nur so können wir ewig lange Abstimmungszyklen hinter uns lassen und Mitarbeiter befähigen, Dinge allein oder eigenverantwortlich im Team zu entscheiden.“
Das leuchtet ein. Natürlich muss man seinen Teams das „neue Denken“ erst einmal antrainieren. Und nicht jeder findet flache Hierarchien gleichermaßen cool. Manche Mitarbeiter sind glücklicher, wenn sie einfach ihrer Führungsperson folgen können. Gerade die brauchen dann das Vertrauen zur Verantwortungsübernahme: „Der Arbeitgeber muss ihnen die Sicherheit vermitteln, dass sie auch bei selbst getroffenen Entscheidungen nicht allein sind, falls etwas nicht funktioniert oder korrigiert werden muss.“
So etwas gelingt natürlich nicht über Nacht. Kerstin verrät mir in unserem Gespräch, es habe „mehrere Big Bangs“ in der Unternehmensentwicklung von Marantec gegeben, bis das neue Mindset der Eigenverantwortung erfolgreich etabliert wurde. Teil dieser Umstellung ist es auch, die Idee der Work Life Balance ad acta zu legen: „Die geht nämlich davon aus, dass Arbeit und Leben voneinander getrennt sind und wir fortwährend einen Kampf zwischen beiden ausfechten müssen“, erklärt Kerstin.
Das gilt es aufzulösen. Die Arbeitswelt der Zukunft braucht einen neuen Denkansatz – nach dem wir gerne tun, was wir tun, und das auch sagen dürfen. Indem wir Arbeit als Teil des Lebens definieren und als sinnstiftend wahrnehmen. „Wobei der Sinn nicht im Produkt oder der Dienstleistung stecken muss“, stellt Kerstin klar: „Sinnstiftend kann auch sein, mit wem wir arbeiten, auf welche Weise und was am Ende dabei herauskommt.“
Was in der Praxis wiederum bedeuten kann, dass persönliche Ideen, die im eigenen Unternehmen nicht zum Tragen kommen, andernorts aufgegriffen werden können – beim Open Champion beispielsweise. Co Gründerin Kerstin über die Initiative: „In dieser Community darf sich jeder mit neuen Geschäftsideen einbringen und mitentscheiden, welche Ideen validiert werden. Wird eine Idee für gut befunden, durchläuft sie einen Co Creation Prozess. Bestehende Unternehmen können die Idee dann aufgreifen und umsetzen.“
Wenn du mehr über unsere Vision des neuen Arbeitens, New Mittelstand und Open Champion erfahren willst, höre jetzt in die neue Folge von meinem Podcast „Unboxing New Work“.
1.8.2024